Praxis Dr. Baur bleibt bestehen

Richtgrößenverordnung bereitet Sorge.
Auch in Immenrode.

Sollte man Immenrode mit allen seinen Vorzügen beschreiben, so würden wir mit unserem Dorfdoc Dr. Baur und der damit verbundenen Qualität ärztlicher Betreuung und Fürsorge bereits mehr als nur überdurchschnittlich punkten können.

Denn wer den üblichen Praxisalltag in den Städten und Mittelzentren kennt, gewinnt sehr schnell an Einsicht, welche Vorteile sich durch eine dörfliche Nahversorgung ergeben und natürlich durch einen kompetenten Dorfdoc Dr. Baur, der zudem als Umweltmediziner und Psychotherapeut weitaus ganzheitlichere Diagnostik und nachhaltigere Therapien für seine Patienten darstellen kann.

Unbestritten ist die Tatsache, dass wir über unseren Dorfdoc eine bemerkenswert intensive individuelle Betreuung erfahren und bisher weder von therapeutischen Einschränkungen betroffen waren noch von medikamentösen Kompromissen zulasten von uns Patienten.

Nun aber wird öffentlich, dass Dr. Baur dieses Engagement zugunsten seiner Patienten teuer bezahlen soll. Die Zahlen sind bekannt. So stehen aus dem Jahr 2001 insgesamt rd. 96.000 Deutsche Mark an und belaufen sich in der Summe bis 2005 auf rd. 400 000 Euro !

Wohlgemerkt: hier handelt es sich nicht etwa um einen Gewinnüberschuss, an dem sich die Krankenkassen beteiligen wollen. Vielmehr geht es darum, dass die Ärzte ihre solide Versorgung ihrer Patienten aus der eigenen Tasche mitfinanzieren sollen.

Wer will und kann verübeln, dass man in Anbetracht anstehender Regressforderungen sich wahrlich um den Lohn seiner Arbeit gebracht sehen kann und sich auf dieser Basis unvermeidbar die Frage aufdrängt, ob die Fortführung einer Praxis unter diesen neuen Bedingungen betriebswirtschaftlich noch geleistet werden kann.

Ursache dieses Dilemmas ist eine verunglückte Handhabe der so genannten Richtgrößenverordnung bei der Verschreibung von Medikamenten. Pro Quartal kann ein praktischer Arzt Medikamente im Wert von EUR 35,00. pro Person ( bei Rentnern jeweils EUR 115,00 )verordnen. Verordnet er mehr, kann er für die der Krankenkasse entstehenden Mehrkosten in Regress genommen werden, d. h. er muss den überschießenden Betrag aus eigener Tasche an die Krankenkasse zurückzahlen.

Aufgeben ? Aber nicht unser Dorfdoc !

Unser Dorfdoc wäre nicht unser Dorfdoc, wenn er sich nicht mit der gleichen gebotenen Sorgfalt und Hartnäckigkeit, mit der er sich den Beschwerlichkeiten und Krankheitsbekämpfung seiner Patienten annimmt, seine Praxis schützen und seinen ärztlichen Wirkungskreis vor dem Kostenkollaps und zwingenden Beschneidungen bewahren will.

Hierzu gehört allerdings, Ross und Reiter beim Namen zu nennen und für Krankenkassen und Ärztevereinigungen hinter den Kulissen bekannte Wahrheiten wieder auf die Tagesordnung zu bringen. Diese Wahrheiten sind unbequem. Auch die Folgen, die mit einer rigorosen Umsetzung der so genannten Richtgrößenverordnung in bundesdeutschen hausärztlichen Praxen eingeleitet und angehäuft werden. Diese sind aus Patientensicht äußert bedenklich und lassen auf nichts Gutes hoffen.

Auch die Ärzte selbst sehen sich mit Einschränkungen konfrontiert, die im eigentlichen Sinne mit ihrer Berufsethik und ihrer Aufgabe einer soliden Patientenversorgung und Lebenserhaltung ganz und gar nicht mehr vereinbar sind.

Zu Recht wird angeprangert, zukünftig eine brutale Mehrklassenmedizin betreiben zu müssen. Die Verpflichtung zur Gleichbehandlung aller Patienten gilt als aufgehoben bzw. als nicht mehr realisierbar und bewirkt eine Abkehr von den Prinzipien ärztlichen Handels nach bestem Wissen und Gewissen.

Konkret im Praxisalltag bedeutet dies, dass erforderliche Maßnahmen zur Gesundheitserhaltung fortan von den Patienten immer öfter in Eigenregie zu finanzieren sind.

Nicht ohne Grund gehen daher betroffene Praxen und Ärzte kaum spürbar aktiv und offensiv in die Öffentlichkeit. So steht Dr. Baur in seinem Landkreis zur Zeit nahezu allein auf weiter Flur und tritt hier als hausärztlicher Einzelfall zutage, der über den Weg zum Sozialgericht auf bestehende Widrigkeiten der Richtgrößenverordnung aufmerksam machen will und im Nachklang die Aufhebung der ihm auferlegten Zahlungsverpflichtungen erreichen möchte und allerdings auch muss.

Wie bereits bekannt, erreicht ihn aus seinem gesamten Patientenkreis uneingeschränkte Solidarität. Wer es noch nicht getan hat, sollte an dieser Stelle sein Versäumnis nachholen, und sich in die Unterschriftenliste eintragen (liegt in der Praxis aus). Leserbriefe und Solidaritätsbekundungen können uns per Mail zugeschickt werden, und sind in jedem Falle behilflich in der Sache. Jede Stimme zählt (Über den Fortgang der Dinge bzw. den Prozessverlauf werden wir berichten).

900 Arztpraxen in Niedersachsen sind betroffen.
Und was kommt jetzt ?

Um die Zukunft zu bewerten, ist ein Blick Richtung Vergangenheit und Gegenwart erforderlich. Denn wer einigermaßen die Logik von Planung und Verwaltung beherrscht, für den muss die Vorgehensweise und die zeitliche Einpflege zur Abwicklung zur Richtgrößenverordnung und damit verbundener Regressvorgaben schier unbegreiflich sein.

Denn:

Wie kann es sein, dass Regressforderungen erst nach einem halben Jahrzehnt (!) erstmals den betroffenen Arzt erreichen ? Wie kann es sein, dass alle hausärztlichen Praxen in der Bewertung über einen Kamm geschoren werden, ohne Rücksicht auf Standort, Einzugsgebiet und Patientenstruktur vor Ort? Und wie kann es sein, dass die beteiligten Instanzen im Sinne der Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigung im Endergebnis heute ein Armutszeugnis präsentieren, das über Jahre gewachsene massive Defizite im permanenten Dialog und Austausch von Sachthemen sowie erforderlichen Kern- und Stammdaten mehr als deutlich macht ?

Wie zu erwarten: Keiner hat Schuld. Und anscheinend ist alles nicht so schlimm für die betroffenen Ärzte. Bereits im Sommer 2007 war in einem Bericht der Goslarschen Zeitung vom 10.07.2007 eine ganzheitliche Entwarnung zu entnehmen:

( aus: „Ärzte sollen 15 Millionen Euro zurückzahlen“ v. Katrin Teschner )

“…Die Kassenärztliche Vereinigung berät die betroffenen Ärzte – mit 86 Medizinern haben Fachleute bereits gesprochen. Die Prüfstelle setzt sich paritätisch aus Vertretern der Kassenärztlichen Vereinigung, der Krankenkassen und einem unabhängigen Vorsitzenden zusammen und entscheidet, ob die Überziehung des Budgets gerechtfertigt ist. In diesem Fall gibt es Entwarnung: Können Ärzte entsprechende Belege vorweisen, haben sie nichts zu befürchten“.

Prima. Unser Dorfdoc auf dem Weg zum Sozialgericht
in Hannover und Immenrode kommt mit !

Ein guter Anwalt ist die eine Sache. Die andere Sache ist Solidarität von Patienten und öffentlicher Meinung, die in der Summe den Fortgang der Dinge positiv beschleunigen können. Aus diesem Grunde veröffentlichen wir rechtzeitig den ersten öffentlichen Verhandlungstermin für unseren Doc und stellen geben ebenso rechtzeitig Mitfahrgelegenheiten zur Verfügung.

Hierbei sind wir sicher, dass unserem Dorfdoc Dr. Baur über wenige Verhandlungsinstanzen der Fortbestand seiner Praxis für ihn und uns erhalten bleibt. Hierzu darf man gespannt sein, wie die Fakten bewertet werden.

1. Dr. Baur mit seinem spezifischen Patientenklientel ist weit über Durchschnitt dazu verpflichtet, spezielle Medikamentierungen zu verschreiben. Diese rekrutieren sich nicht aus preiswerten Generalika mit sogenannter Breitenwirkung, sondern es handelt sich unvermeidbar um kostenintensive Arzneien.

2. Dr. Baur wird fälschlicherweise der Status einer konventionellen hausärztlichen Praxis zugeordnet. Bisher unberücksichtigt blieb dieTatsache, dass Dr. Baur die Konzeption einer integrierten Patientenversorgung praktiziert. Damit ist gemeint, Allgemeinmedizin und Psychotherapie in einer Praxis zu nahtlos zu vereinen. Ziel und Effekt dabei ist, dass zugunsten der Patienten eine frühzeitigere und qualifizierte Erkennung und Behandlung psychischer Erkrankungen erfolgt. Bei Dr. Baur kommt im weiteren noch das Praxismodul der Umweltmedizin hinzu. Diese stellt sicher, dass psychogenen Fehleinschätzungen vorgebeugt wird und / oder nachweisliche Schadwirkungen aus der Umwelt nicht einer unberechtigten psychischen Ursache zugeordnet werden können.

3. Aus der Funktion von Dr. Baur als Psychotherapeut ergibt sich zwangsläufig ein Medikamentenvolumen, das deutlich über dem Niveau einer konventionellen hausärztlichen Praxis liegt. Doch in der Summe betrachtet bewirkt das Praxiskonzept mit integrierter Versorgung dennoch ein Kosten sparender Effekt – zugunsten der Krankenkassen. Diese Bewertung ist offiziell und gilt in der fachlichen Diskussion als anerkannt.

Abschließend nochmals unser Hinweis: Sie haben die Möglichkeit, unseren Dorfdoc aktiv zu unterstützen mittels Unterschrift, per Leserbrief und natürlich vor Ort im Rahmen der Sitzung des Sozialgerichts in Hannover. Wir werden die Termine bekannt geben und einen Fahrdienst für die Solidargemeinschaft arrangieren.