Geschichte

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1. Das „Königsdorf“ Immenrode

Am 1. Januar 1086 trat Immenrode aus dem Grau der Vorzeit in das helle Licht der Geschichte ein. Dieses Datum tragt nämlich eine Urkunde, in der Kaiser Heinrich IV. außer der Kaiserpfalz Werla und dem Dorf Gitter am Berge auch das Dorf Immenrode dem Bischof Udo von Hildesheim als Dank für treue Dienste zum Geschenk machte…

Ob aber tatsächlich der 01. Januar des Jahres 1086 der urkundliche Immenröder Geburtstag ist oder – wie in einem Quellennachweis (Fundbuch) über Baudenkmale angegeben – der 7. Januar, fällt angesichts von 900 Jahren ebenso wenig ins Gewicht wie das von dem Immenröder Pastor Ed. P. Crusius angegebene Datum des 9. Januar. Vermutlich handelt es sich lediglich um verschiedene Lesarten dieser in der alten Kanzleischrift oft ähnlich wiedergegebenen Ziffern. Die Originalurkunde ist nicht mehr erhalten. Sie fiel bei einem Brand den Flammen zum Opfer.

Die zuverlässigste Quelle für das Immenröder Geburtsdatum ist sicherlich das Urkundenbuch des Hochstiftes Hildesheim. Dort wird unter der laufenden N r. 148 wie folgt vermeldet :

»Kaiser Heinrich /V. schenkt der Hildesheimer Kirche den Hof Werla nebst Zubehör.Worms, 1086 Januar 1.
Allen, die Gott und uns treu ergeben sind, sowohl den künftigen als auch den gegenwärtigen, tun wir zu wissen, dass wir der Hildesheimer Kirche durch die Vermittlung unseres treuen Udo, Bischof daselbst, unseren Hof mit Namen Werla und die dazugehörenden Güter mit Namen Immenrode und Jehrte mit allem Zubehör, das ist Leibeigene, bebauten und unbebauten Ländereien, Grundstücke und Gebäude, Wiesen, Weiden, Gewässer und Wasserläufe, Mühlen Brachfeldern, Waldungen, Fischerei, Erträgen und Einkünften, vorhandene und einzutreibende mit jeglicher Nutznießung, die irgendwie hieraus entstehen kann, zu eigen gegeben haben, wobei wir jedoch von dieser Schenkung ausnehmen unsere Vasallen mit ihren Gütern und das Waldgebirge, Harz genannt, mit Forstgerechtsamen, Goslar mit den Brüdern der Goslarschen Kirche. Die oben genannten Güter haben wir bei der Schenkung mit 200 Hufen veranschlagt, derart, dass wenn sich mehr als 200 Hufen herausstellen, wir den Überschuss für uns behalten, wenn aber weniger, wir der obengenannten Kirche anderweitig Ersatz schaffen«.

Soweit der Wortlaut der in das heutige Schriftdeutsch übertragenen umfangreichen »Geburtsurkunde« von Immenrode.

Ein sehr anschauliches Bild von den damaligen politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen weltlicher und kirchlicher Macht findet sich in der »Geschichte des Bistums Hildesheim« von 1899. Dort schreibt der Verfasser, Adolf Bertram:

»In Deutschland wütete, als Udo Graf von Reinhausen (bei Göttingen), auf St. Bernwards Stuhl stieg, noch immer der Krieg zwischen König und Gegenkönig, im Abendlande der weit gewaltigere Kampf zwischen Papst und König. Schwere Zeiten hat dieser unruhige Kampf mit seinen Verheerungen dem Bistum Hildesheim gebracht. Zur Zeit der tiefsten Demütigung Udo‘ s (er wurde wegen seiner Treue zu Kaiser Heinrich IV. in der Osterwoche 1085 auf der Synode zu Quedlinburg mit dem Banne belegt) belohnte Heinrich IV. die treuen Dienste des Bischofs mit königlicher Huld. Er schenkte der Hildesheimer Kirche zu Worms am 1. Januar 1086 den alten Reichshof Werla bei Schladen mit den Dörfern Immenrode und Gitter am Berge und 200 Hufen Grundbesitz. « Soweit der Geschichtsschreiber.

Daraus folgt, dass Kaiser Heinrich IV. das »Königsdorf Immenrode« dem Bischof Udo von Hildesheim als Lohn für die in schwierigsten Zeiten geleisteten Dienste zum Geschenk machte. Damit wurde aus dem zum persönlichen Besitz des Kaisers gehörenden Königsgut eine wichtige Außenbastion des Bistums Hildesheim. Dieses königliche Schenkungsgut entsprach mit seinen 200 Hufen einem heutigen Grundbesitz von 6.000 Morgen oder 1.500 Hektar.

Wenn dies auch urkundlich nicht zu belegen ist, so ist doch unzweifelhaft, dass Immenrode geographisch und verkehrsmäßig ungemein günstig zwischen Harz und Harli gelegen ist. So ist anzunehmen, dass diese in einem auffallend tiefen Muldental des Weddebaches gelegene Siedlung wesentlich älter ist als diese neun Jahrhunderte. Den geschichtlich belegten Zeitraum wollen wir in der Rückschau kaleidoskopartig hier an uns vorüberziehen lassen.
Zum Zeitpunkt der Schenkung als Königsgut an den Hildesheimer Bischof hatte sich Immenrode als etwa 1.500 Morgen Land umfassendes Vorwerk des Reichshofes Werla langst in den südöstlichen Waldzipfel des Salzgitterschen Höhenzuges, des Harli, eingebettet. Hier, entlang des Weddelaufes, ist Immenrode als Haufendorf mit dem sonst verhältnismäßig seltenen länglichen Umriss entstanden. In einer Schenkungsurkunde, mit der Kaiser Heinrich V. dem Hochstift Hildesheim das Stift Georgenberg nebst bedeutendem Grundbesitz, darunter den Wald AI (Ohlhof), schenkte, wird auch ein schon damals bedeutender Stieg erwähnt. Es handelt sich dabei um die im Jahre 1131 vom Hildesheimer Bischof als »publicae et antique viae«, also öffentliche und alte Straße, bezeichnete wichtige Verkehrsverbindung zwischen Goslar über Immenrode (»Ymmenrothe«) nach Weddingen, wo sich die Straße dann in die Richtungen nach Döhren, Liebenburg, Salzgitter sowie nach Wehre, Schladen und Werla gabelte.

Auf eine Besiedlung des heutigen Immenröder Gebietes lässt der hier vorkommende fruchtbare Lößboden schließen. In der damals feuchten Niederung des Weddebaches war zur Zeit der ersten Besiedlung durch sächsische und danach fränkische Stämme um jene Zeit ungehindert Waldwuchs hochgekommen, der erst gerodet werden musste, um fruchtbares Ackerland zu bekommen. Es war der Beginn der dritten und bedeutendsten Siedlungsperiode, die den Zeitraum von 800 bis zum 13. Jahrhundert umfasst.

Diese kolonisatorische Tätigkeit kennzeichnet zugleich die Ausbreitung des Christentums in diesem Raum. Besonderes Merkmal dieser geschichtlich bedeutsamen Periode sind die zahlreichen Klöster- und Stiftungsgründungen in jener Zeit. Allein in unserer engeren Heimat gibt es sechs bedeutsame Stifte und Klöster, so das 1021 gegründete Kloster Ringelheim, das 1174 gegründete Kloster Wöltingerode, das Stift St. Georgenberg vor Goslar, sowie die Kloster Riechenberg (1117), Heiningen und Dorstadt 1089. Außerdem besaß der Deutsche Ritterorden seit 1227 in Goslar eine Stiftung mit reichem Besitz, die Ende des 13. Jahrhunderts nach Weddingen, dem heutigen Komturhofe, verlegt wurde. Unter dem kirchlich-klösterlichen Einfluss wuchs damals auch die Zahl der Siedlungen.

Der Verlauf der dritten Siedlungsperiode ist geschichtlich am leichtesten und sichersten nachzuweisen. In dieser Zeit des Strebens nach Besitzausweitung durch Klöster und Burgherren fällt die Gründungszeit aller Orte mit der Namensendung auf -rode und -ingerode.

Zu diesen Rodungsorten gehört demnach auch Immenrode, das vermutlich seinen Namen einem Gründer Immo oder Immun verdankt. Der Ortsname Immenrode hat im Laufe der Zeiten nur geringe Änderungen erfahren: 1152 hieß er Immenroth und 1280 Immenrodhe. In den Unterlagen der Historischen Kommission von Niedersachsen, wie sie in den Bau- und Kunstdenkmälern der den heutigen Landkreis Goslar umgebenden Gebiete niedergelegt sind, ist über die wichtigsten Merkmale von Immenrode festgehalten: »Dritte Siedlungsperiode, 1086 erste urkundliche Erwähnung, Gehängefußlage am Salzgitterschen Höhenzuge, Muldentallage (Nestlage) im Weddetal, Weddefeldbach; Löß, Plänerkalke, längliches Haufendorf. «

Der hier erwähnte Kalk, der im Raum Oker in abbaufähigen mächtigen Schichten vorkommt, ist vor Millionen von Jahren mehrere hundert Meter stark angelagert worden. Dieser Kalkstein ist verhärteter Kalkschlamm und beweist, dass sich in Urzeiten in unserer engeren Heimat ein Meer befunden hat. Als dieses Meer verschwand, blieb die »Vienenburger Kreismulde« zurück, wie dieses Gebiet von den Geologen bezeichnet wird. Kunde geben von diesem einstigen Meer noch die in den Aufschlüssen der Höhenzüge anzutreffenden Meeresschwämme, Seeigel und Muscheln, wie sie von Hobbygeologen selbst im Dorfgebiet von Immenrode gefunden werden können. Auch die Feldsteine, die die Immenroder Landwirte noch heute alljährlich von ihren Äckern aufsammeln, stammen aus jener Zeit. Diese sogenannten Lesesteine sind Überbleibsel von dem einst an die 3.000 Meter hohen Harzgebirge, von dem rund 2.000 Meter als Trümmer vom Meer abgetragen und von den einst stromreichen Flüssen in das Harzvorland verfrachtet wurden.

Diese Steinfelder sind jedoch nicht nur in den Flussbetten zu finden. So zieht sich beispielsweise ein mächtiger Schotterstrang von Ohlhof über die Immenröder Mühlenbergsiedlung vor dem Harli entlang, an Weddingen und Beuchte vorbei bis zur Oker. Der Harli bildet einen 6 Kilometer langen Höhenzug und besteht aus einer großen Anzahl fast genau parallel gelagerter Schichten von Buntsandstein, Muschel- und Kreidekalk, dem Planerkalk. In den Sätteln des Salzgitterschen Höhenzuges und des Harli sind die Zechsteinsalze von besonderer Bedeutung. Sie wurden bei Vienenburg und Salzgitter bis nahe an die Oberflache emporegepresst. Ihr Abbau bei Vienenburg durch eines der bedeutendsten und wertvollsten Kaliwerke, der Gewerkschaft »Harzynia«, war nicht nur für die Stadt Vienenburg sondern auch für Immenrode von großem wirtschaftlichem Wert: Als dieses Werk infolge Wassereinbruchs im Jahre 1930 zum Erliegen kam, war dies für die gesamte Region ein empfindlicher Verlust.

Dass Immenrode ein Rodungsort der dritten Siedlungsperiode ist, wurde bereits erwähnt. Diese Rodung hat der Siedlung auch ihren Namen gegeben. Das ist eine nüchterne Feststellung der Historiker. Wesentlich poetischer berichtet jedoch eine »alte Aufzählung im Besitz des Immenröder Ackermannes Wedde« von den Entstehungs- und Gründungsjahren Immenrodes. Darin heißt es: »Man weiß heute noch, wie Immenrode entstanden ist, obwohl das natürlich schon lange, lange her ist. Lass dir die Geschichte erzählen: Früher war hier, wo jetzt Acker und Wiesen und Hofe und Wege sind, ein großer, dichter Wald, in dem an dem Bach Wedde einige Köhler hausten. Zu diesen Köhlern kam der Gottesbote Anschar, um ihnen die Botschaft von unserem Herrn Jesus Christus zu bringen. Dem sagte die Wohle Gräte, eine Wahrsagerin, die das Schicksal durch Wodan wusste, wahr, dass er an der Wedde erschlagen werden wurde. Und so geschah es auch. Ein Bauer erstach ihn mit seinem Speere unter einer Eiche, die am Wege von Goslar nach Vienenburg stand, und die ich selber noch gekannt habe. Ein durch Anschar zum Heile bekehrter Köhler baute an der Wedde den Weddeschen Hof, der der erste in Immenrode wurde. An diesem Hofe, bei dem die Wedde immer galt, gleich als handele es sich um das Leben eines Menschen, haben darum von jeher besondere Rechte geruht. Als zweites Haus wurde der Krug erbaut. Ehe der Krüger das Recht zu diesem Hausbau bekam, musste er seine Hände in der Wedde waschen, um zu zeigen, dass keine Untat sie beschmutzt habe. Darum nannte man ihn Wasche und seinen Krug Waschen-Krug, und also heißt er bis auf den heutigen Tag. Später siedelten sich die Brüder an der Wedde an, die ihren Namen darum tragen, weil sie sich zu den Klosterbrudern in Wöltingerode hielten. Sie rodeten im Schweiße ihres Angesichts des Wald am Mühlenberge und machten ihn urbar und gewannen dadurch zum Hof Felder und Wiesen. Als so das Dorf geworden war, erbaute ein Köhler frommen Sinnes der heiligen Dreifaltigkeit zu Ehren die Kirche in Immenrode, die jetzt noch steht. Er hatte darum ein Recht an dieser Kirche vor den anderen und betete und sang in ihr vor. Für sein frommes Werk gab man ihm einen Hof, dem später die Schule zugelegt wurde. Darum sind die Köhler immer Schulmeister in Immenrode gewesen, die mit dem Stabe unterrichteten. Das ist, was unsere Voreltern von der Entstehung Immenrodes überliefert haben.«

Geopolitisch gehörte Immenrode seit grauer Vorzeit zum Lerigau. Einen solchen stammesgeschichtlichen Gau hat man sich nicht allzu streng als territorial geschlossenes Gebiet vorzustellen. Es ist schwer, ihn räumlich fest einzugrenzen, zudem sich diese Gaue an manchen Stellen überschneiden.

Dieser Lerigau, oder auch Leragau genannt, umfasste etwa das Gebiet zwischen den heutigen Orten Heiningen, Groß und Klein Mahner, Dörnten, Immenrode, Lengde und Schladen. Die Malstätte (Mal == Grenzstätte, Grenzzeichen) des Grafengerichts des Leragaues lag nach einer Urkunde vom Jahre 1147 an der Stätte der früh wüst gewordenen Siedlung Stocken nördlich und nahe der später von den Welfen erbauten Burg Harlingenberg. Hier saßen die Wöltingeroder-Wohldenberger Grafen zu Gericht. Das Goding (Gauting) dieses Bezirks wurde zu Bocla (Buchladen) bei Schladen gehalten. Reichen Grundbesitz hatte zu etwas späterer Zeit das Kloster Neuwerk zu Goslar in Immenrode. Dazu erwarb es 1246 auch den Zehnten von den Grafen Heinrich und Burchard von Wohldenberg. Außerdem hatte das Goslarer Domstift in Immenrode Landbesitz erworben. Als Adelsfamilie sind in Immenrode die Grafen van Holstein begütert; von ihnen trugen die Herren von Harlingeburg 20 Hufen vor Immenrode zu Lehen, die zu Beginn des 14. Jahrhunderts van dem Kloster Neuwerk erworben wurden. Die vorstehend erwähnten Grafen von Holstein waren auch Patrone zu Immenrode. Im Jahre 1280 kam das Patronat an die drei Brüder von Harlingeberg. 1345 ging es an das Kloster Wöltingerode, bei dem es bis zur Aufhebung des Klosters im Jahre 1809 verblieb.

Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts bildete Immenrode einen Bestandteil des Amtes Wiedelah. Vermutlich war in Immenrode – ähnlich wie damals in Gitter am Serge – ein kaiserlicher Vogt oder Verwaltungsbeamter aus edlem Geblüt eingesetzt, der die Hoheitsrechte ausübte. Einer von ihnen durfte Hildebrand von Immenrode gewesen sein, der um 1305 als Ratsherr in Hannover wirkte, ebenso Henning von Immenrode, der um 1355 auch Bürgerrechte in Osterwieck besaß. Nachdem Immenrode durch die kaiserliche Schenkung Kirchengut geworden war, trachtete das Hildesheimer Hochstift nicht nur danach, seinen Besitz zu erweitern, sondern ging auch daran, für Immenrode eine eigene Pfarrkirche zu erbauen.

Klosterkirche Wöltingerode mit Nonnenchor

Über die älteste Kirche des Dorfes sind keine Nachrichten überliefert worden. Die erste Kunde davon, dass es eine Kirche in Immenrode gibt, datiert aus 1261, als von einem Pastor mit den Worten »Hermanns plebanus in Ymmenroth« berichtet wird; 1281 ist von dem Streit eines Priesters Bertram in Immenrode mit einem Goslarer Geistlichen die Rede. Dieser versah außer seiner Pfarrstelle in Immenrode noch ein Vikariat in Goslar.

1341 erwirbt Bischof Heinrich III. das »Hus to dem Widenla«. Kurz danach wird das neue Amt Wiedelah entstanden sein, dessen Verwaltung in diesem Haus eingerichtet wurde. Es brannte wahrscheinlich 1626 ab und wurde 1645 bei der Zurückgabe des Großen Stiftes wieder aufgebaut.

Die in Immenrode erbaute Pfarrkirche war ebenso wie die im Jahre 1151 bekundete Marktkirche zu Goslar den Heiligen Cosmas und Damianus, den Schutzpatronen der Ärzte und Apotheker, geweiht. Von dem romanischen Bau ist heute nur noch der wehrhafte Turm erhalten geblieben. Um 1366 wurde eine Neuordnung der Amtsbezirke vorgenommen. Aus einer Urkunde jenes Jahres über die Verpfändung des Schlosses Liebenburg durch Bischof Gerhard van Hildesheim an die Stadt Braunschweig geht hervor, dass nach Zerstörung der Harliburg das Dort Immenrode mit drei anderen dem Amt Wiedelah zugelegt wurde. Das Amt Wiedelah hat in dieser Zusammensetzung und in diesem Umfang einen fast 500jahrigen Bestand bis zum Jahre 1831 gehabt. An der Spitze des Amtes stand der vom Fürstbischof eingesetzte Amtmann, der dieselben Befugnisse hatte wie die zuvor eingesetzten Gaugrafen und Vögte.

Durch den Quedlinburger Vertrag, der die blutige Stiftsfehde (1519 – 1523) zwischen dem Fürstbischof von Hildesheim und seinen vielen Feinden beendete, wurden Burg und Amt Wiedelah mit anderen Ämtern dem Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig zugesprochen. Auf seine Weisung hin mussten die Amtmänner, so auch der von Wiedelah sogenannte Erbregister anlegen. Darin war jedes zum Amt gehörige Dort aufzuführen und alles darin festzuhalten, was an Ackerhöfen, Kothhöfen, bebauten, wüsten und unbebauten Feldern und an Gärten dazu gehört. Dazu welche und wie viel Äcker jedem gehören, welcher Acker zehntfrei sei oder nicht und – vor allem was jeder davon an Zins und Molter zu geben verpflichtet war.

Für das Amt Wiedelah gibt es ein solches nach den Bestimmungen dieser Amtsanordnung aufgestelltes Erbregister aus dem Jahre 1548. Wie alle Erbregister ist auch dieses außerordentlich aufschlussreich für die Kenntnis der ländlichen Verhältnisse jener Zeit. Die bis dahin verfügbaren geschichtlichen Quellen geben wohl Nachricht aus Urkunden, die sich jedoch meist auf die Verhältnisse der Grundherren beziehen, wenig aber über die Bauern und ihre Höfe aussagen.

In der Beschreibung der Amtsökonomie dieses Erbregisters werden unter der Rubrik »Ackerbau« als Besitz des Amtes Wiedelah auch »Wiesen auf der Ebelingerodischen Marke zwischen Immenrode und Grauhof« aufgeführt. Unter »Fließend Wasser« wird vermerkt: »ein kleines Wasser, das von Grauhof kommt, durch Immenrode, Weddingen, den Schiereck fließt; das Fischrecht erstreckt sich bis zur Schladener Grenze, hat Krebse. (Das ist die Wedde, von der ein Arm noch heute die Krebswedde genannt wird).

Weiter sind Schäfereien in Immenrode, Weddingen, Wehre, Beuchte und Lengde erwähnt. Unter den Einnahmen werden »Dienstgeld und Aufkünfte von feinsten Kühen aus Immenrode« vermerkt. Sogar eine Tonne Heringe gehört zu den Abgaben, die Immenrode alljährlich dem Amt Wiedelah zu leisten hatte.

Als »Lehnsherr über Kirchen und Pfarrer« wird für Immenrode (und Lengde) das Kloster Waltingerode benannt. Jedoch hatte Immenrode den »Zehnten auf seiner Feldflur samt der Fleischzehnten« dem Kloster Neuwerk, den Zehnten von der Feldflur des einst zwischen Immenrode und Hahndorf gelegenen wüsten Dorfes Ebelingerode jedoch dem »Hospital zum heiligen Kreuze« in Goslar abzuliefern. Über die Zahl der Einwohner und der bebauten Ackerflachen in Immenrode enthält das Erbregister von 1548 folgende Angaben :
7 Ackerleute mit 29 Hufen, 1 Halbspanner mit 3 Hufen, sowie 8 Köther mit 89 Morgen.
Das sind demnach 16 Einwohner mit insgesamt 729 Morgen Ackerland, die zu unentgeltlichen Spann- und Handdiensten verpflichtet waren; die Brinksitzer, das sind Einwohner, die zwar ein Haus aber kein Land besaßen, sind hier nicht aufgeführt. Die Unterscheidung der Bauern in Ackerleute, Halbspanner und Kothsassen (Köther) hatte nur so lange Bedeutung wie die Herrendienstpflicht (Spann- und Handdienste) bestand. Nach ihrem Fortfall durch Ablösung war auch diese Klassenunterscheidung hinfällig geworden.

Nur wo noch HolzteiIe (Holzgerechtsame) bestehen, spielt die alte Einteilung mitunter noch eine gewisse Rolle. Als der Rezeß von 1643 die Folgen der Stiftsfehde, nach der der Fürstbischof von Hildesheim das Amt Wiedelah mit Immenrode an den Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel abtreten musste, wieder auszumerzen suchte, fiel das Amt mit Immenrode dem Domkapitel in Goslar zu. Diesem unterstand in Immenrode ein Gut, der »Große Hof« genannt, das von Wiedelah aus bewirtschaftet wurde. Es war aus der Zusammenlegung zweier Ackerhöfe, dem »Quittzauschen«, den 1564 Dietrich von Quitzow als Pfandinhaber der Burg Wiedelah angekauft hatte, sowie dem »Banßhof« entstanden und umfasste 377 Morgen Acker und 30 Morgen Weide.

Im Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) hatte Immenrode schwer unter den Gewalttaten der hier hausenden Soldateska zu leiden. Durch Brandschatzungen wurden Schule und Pfarre schwer beschädigt. Von den machtpolitischen Wirren der folgenden Jahre blieb Immenrode ebenfalls nicht unberührt. So musste es wiederholt seine obrigkeitliche Zugehörigkeit wechseln :

1803 – 1807 gehörte Immenrode zum Königreich Preußen, von 1807 bis 1813 wurde es dem Königreich Westfalen (Departement der Ocker) zugeschlagen und unterstand von 1813 bis 1866 dem Kurfürstentum (Königreich) Hannover.
Von 1815 bis 1831 war Immenrode dem Amt Vienenburg zugehörig, von 1831 bis 1866 dem Amt Wöltingerode, von 1867 bis 1884 zum Kreis Liebenburg und seit 1884 zum Kreis Goslar.
Um 1830 bestand die Immenroder Einwohnerschaft aus 2 Vollspannern, 4 Halbspannern, 26 Kothsassen (Köthern) und 4 Brinksitzern. Die Bevölkerung Immenrodes erhöhte sich um 1900 auf 170 Haushaltungen mit 840 Einwohnern, mit 4 Ackermännern, 3 Halbspannern, 22 Kothsassen, 31 Brinksitzern, 50 Anbauern und 60 Handwerkern / Tagelöhnern.

In der letzten bekannten Statistik vor dem zweiten Weltkrieg werden für Immenrode im Jahre 1926 hinsichtlich Einwohnerzahl, landwirtschaftlich genutzter Fläche und des Anbauverhältnisses der wichtigsten Feldfrüchte folgende Aussagen gemacht:
900 Einwohner, 809 Hektar landwirtschaftIich genutzte Fläche, 17 Betriebe mit 10 bis 100 Hektar, 30,38 Mark Grundsteuerreinertrag je Hektar, 12,40 Prozent forstwirtschaftlich genutzte Flache, 6,18 Prozent Wiesenflache, 3,71 Prozent Viehweide, 6,90 Prozent vom Ackerland Zuckerrüben, 27.60 Prozent Weizenanbauflache, sowie 9,66 Prozent Klee und Luzerne.

Ein letzter, gewissermaßen nachvollzogener pseudo-hoheitlicher Akt war der einstimmige Beschluss des Ortsrates vom 18. Januar 1986; Immenrode und seine Einwohner erhielten ein eigenes Dorfwappen.

2. Das Wappen von Immenrode

wappen

Beschreibung:
Von Gold (gelb) und Rot gespalten mit einer Krone über einem wachsenden Baumstuken in gewechselten Farben.

Begründung:
Immenrode tritt als Königsdorf ins Licht der Geschichte. Am 01. Januar 1086 schenkte Heinrich IV. dem Bischof Ude von Hildesheim zusammen mit anderen Liegenschaften sein Dorf Immenrode, damals ein Vorwerk des Reichspfalz Werla. Immenrode war bis dahin königlicher Besitzt gewesen, woran die Krone erinnert. Von da an gehörte Immenrode jahrhundertlang bis zum Ende des alten Reiches zum Fürstbistum Hildesheim, unterbrochen durch eine Zugehörigkeit zum Herzogtum Braunschweig. Diese geschichtliche Beziehung wird durch die Farben Gold und Rot festgehalten. Sowohl das Fürstbistum als auch das Herzogtum führten einen gespaltenen Schild, Hildesheim Gold-Rot, Braunschweig Rot-Gold, Da die hildesheimische Zugehörigkeit weit länger bestand, wurde dem Immenröder Wappen die hildesheimische Schildteilungs-Farbfolge zugrunde gelegt. Im Ortsnamen von Immenrode verbirgt sich ein weiterer geschichtlicher Hinweis, der noch über die urkundlich erschlossene Zeit hinausreicht. Die Endung „rode“ zeigt an, dass es sich um einen Rodungsort handelt. Der Rodungs-Baumstuken hält demzufolge die Erinnerung an die ersten Siedler Immenrodes wach, die zunächst den Wald roden mussten, und gibt die zweite Hälfte des Ortsnamens heraldisch redend wieder.