Geschichte Einigkeit macht stark

[Harzkäse]
[Das Wappen]
[Übersicht]
[Vorgeschichtliche Funde]
[Ein Blick durch das Kaleidoskop]
[Aus alten Urkunden]
[Kurzer einfeltiger nothwendiger Bericht]
[Der Harzer hat das Käsebacken überdauert]
[Rundgang durch das alte Dorf]
[Entwicklung der Landwirtschaft]
[Der grosse Hof]
[Die Flurnamen]
[Geschichten aus dem Knauf]
[Doch einen Bahnhof wollten sie nicht]
[Warum Immenrode keine Badeanstalt bekam]
[1000 Jahre dazwischen]
[Als der Krieg zu Ende war]
[Doeneken]
[Unser Okerstand]
[Viele Bruennlein fliessen]
[Wieder Chancen für die Weddekrebse]
[Das Ende 886 Jahre nach der ersten Währung]
[Einigkeit macht stark]
[Wer will fleißige Handwerker sehn]
[Hol mir mal die Suelzepresse]
[Über 100 Jahre Schützentradition]
[Brieftaubensportverein ‚Harzbote-Immenrode‘]


(Martin Quandt)

Mit einem Flugblatt begann im Dezember 1978 die entscheidende Phase des Kampfes der Bürger gegen eine unsinnige Autobahnplanung. Nördlich Jerstedt War ein Autobahnkreuz geplant, dass mehr an Fläche brauchen sollte als der alte Dorfkern von Jerstedt. Ober 400 Morgen Ackerfläche wären verloren gegangen!
Zuerst reagierte die Straßenbauverwaltung stur. Dann wurden eine Variante nach der anderen vorgelegt und schließlich die ursprünglich geplanten »kleinen« Lösungen beschlossen: Verbindung mit der Umgehungsstraße in Goslar, Ortsumgehung von Langelsheim. Der gemeinsame Kampf sehr verschiedener Menschen, das Gefühl, der Bürokratie nicht ganz und gar ausgeliefert zu sein – daran erinnere ich mich sehr gern.

Noch deutlicher erlebten die Immenröder (und Weddinger), wie stark sie gemeinsam sind, als sie ohne jede Organisation die Jürgenohler Apotheken boykottierten, die plötzlich Immenrode als Absatzgebiet entdeckt hatten Im Gemeindebrief hieß es dazu:

»Es geht nicht so sehr darum, woher wir unsere Arzneien bekommen und welcher Apotheker an uns verdient.
Es geht darum, ob die letzten dörflichen Einrichtungen – das heißt, Einrichtungen, die gewachsen sind, in denen die persönlichen Beziehungen und Kenntnisse eine wesentliche Rolle spielen, in der der einzelne Mensch wichtig ist – durch ein unpersönliches, nach rein wirtschaftlichen Interessen ausgerichtetes System abgelöst werden. Wir haben in unseren Dörfern schon genug verloren. Wir können uns weitere Verluste nicht leisten. Gewachsenes ist sehr empfindlich.
Auch die gewachsenen Beziehungen zu Frau Prencipe und zu Brombeers brauchen jetzt unsere Pflege, nachdem sie so lange vor allem von den Mitarbeitern der Neuen Apotheke gepflegt worden sind.
Eine solche dörfliche Einrichtung kann man nicht organisieren, wie Goslarer Apotheken und die Kammer behaupten. Eine solche Einrichtung wächst. In der Neuen Apotheke Vienenburg ist durch die jahrzehntelange Betreuung fast jeder persönlich bekannt und wird entsprechend persönlich bedient. Jeder Weddinger und Immenröder weiß, wie er sich schnell und sicher mit Medikamenten versorgen kann. Die Apotheke weiß, wie sie jeden erreicht. Es gibt immer noch (glücklicherweise) Wohnungen ohne Klingel. Es gibt gehbehinderte oder alte Menschen, die nicht selbst an die Tür gehen können. Dann haben Nachbarn oder Verwandte den Schlüssel. Eingeweihte wissen Bescheid. Um so etwas zu lernen, braucht es Zeit, und man muss das Vertrauen der Menschen gewinnen.

Das geschieht nicht in sieben Monaten !

Fast jeder unterschrieb bei einer Aktion des Ortsrates. Aber erst als der Rezeptkasten boykottiert wurde – es verirrte sich manchmal ein Rezept in den Apothekenkästen der Goslarer gaben die Jürgenohler Apotheken auf. Wirtschaftliche Interessen machten die Apotheken und die Apothekenkammer blind für die Wirklichkeit. Sie vermuten zum Teil bis heute Absprachen von Dr. Brombeer, Dr. Baur und anderen, weil sie sich eine spontane Solidaritätsaktion von Dorfbewohnern nicht vorstellen können. Die spontane Reaktion so vieler Immenröder macht mich noch heute glücklich.