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Karl-Heinz Impe
Am 31. Januar 1978 wurden Rat und Verwaltung der Stadt Vienenburg, sowie 80 Immenröder Bürger, die als Zuhörer erschienen waren, in einer öffentlichen Ratssitzung, die in der Pausenhalle der Grundschule Immenrode stattfand, mit einem Vortrag über »Kanalisationsmaßnahmen der Stadt Vienenburg und deren Finanzierungsmöglichkeiten« über die geplante Kanalisierung der Orte Immenrode und Weddingen und die hiermit im Zusammenhang stehende Erweiterung der Kläranlage in Wiedelah erstmals offiziell informiert.
Breiten Raum nahm die Finanzierung und damit die Höhe der künftigen Kanalgebühren ein. Während der Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes Braunschweig, Herr von Kammer, eine günstige Finanzierung in Aussicht stellte, waren die Berechnungen der Stadt Vienenburg weniger erfreulich und sahen wesentlich höhere Gebühren vor. Im nachhinein muss festgestellt werden, dass die Berechnungen der Stadt realistisch waren.
Die Gesamtkosten der Kanalisation für Immenrode und Weddingen einschließlich der Transportleitung nach Wiedelah und der Hebe- bzw. Pumpwerke beliefen sich auf 8.192.026,DM. Hinzu kam noch die Erweiterung der Kläranlage in Wiedelah mit 5.961.606.34 DM. Rechnet man die Kosten der Kanalisierung der Stadt Vienenburg (1965 – 1974) und der Ortschaft Lochtum (1974 – 1975) mit insgesamt 7.650.000,- DM hinzu, so kostete die gesamte Kanalisation 21.803.632,34 DM.
Laut Finanzierungsplan des Wasserwirtschaftsamtes Braunschweig vom 14. 10.80 sollten die Zuschüsse zuerst insgesamt 7.530.000, – DM (rund 38 %) betragen. Mit diesem Mammut- Tiefbauprogramm begann dann auch die Finanzmisere. Die in Aussicht gestellten Zuschüsse liefen nur teilweise. Schließlich fehlten Zuschüsse in Höhe von 2.183.000,- DM. Sie mussten zusätzlich auf dem Kapitalmarkt aufgenommen werden. Trotz der KanaIgebühren in Höhe von 3,- DM pro Kubikmeter und einer Grundgebühr von 30,- DM pro Person und MwSt., muss der Abwasserhaushalt noch jährlich mit 450.000,- bis 500.000,- DM aus allgemeinen Haushaltsmitteln subventioniert werden. Die Folge ist, dass der finanzielle Spielraum für andere wichtige Vorhaben der Stadt sehr eingeschränkt ist – bzw. wichtige Vorhaben seit Jahren zurückgestellt bzw. verschoben werden.
Die Vollkanalisierung wurde am 13. April 1978 begonnen und am 15. September 1981 beendet. Sie wurde vom billigsten Bieter, der Fa. Ing. E. Steinhäuser GmbH & Co. KG, aus Diekholzen bei Hildesheim, ausgeführt.
Alle Straßen ausgenommen das Neubaugebiet »Großer Kamp«, der Weiße Weg, der Grüne Saal, die Kindergartenstraße und der untere Teil der Vienenburger Straße, die bereits mit einer »Gruppenkläranlage« entsorgt wurden – wurden aufgerissen. Die Firma hatte gleichzeitig in Weddingen und Immenrode mit den Kanalisierungsarbeiten begonnen. Während die Arbeiten in Weddingen planmäßig verliefen, so dass der Terminplan eingehalten werden konnte, stellten sich in Immenrode unvorhersehbare Schwierigkeiten ein, die den Zeitplan durcheinander brachten. Der hohe Grundwasserstand im Unterdorf (Weddetal) machte die Planung, mehrere Versorgungsleitungen in einem Graben zu verlegen, zunichte, so dass die Gräben für Regenwasser, Schmutzwasser und Wasserleitung einzeln hergestellt werden mussten. Außerdem konnte der schlammige Boden nicht wieder eingebracht werden, so dass ein totaler Bodenaustausch vorgenommen werden musste. Starker Wasseranfall und fließender Boden führten ferner dazu, dass an verschiedenen Stellen des Ortes die Straßen teilweise auf der gesamten Breite einrutschten.
Mehrere Drehstromtauchpumpen liefen Tag und Nacht und erforderten Stromkosten von monatlich rund 4.000,- DM. Während der Tageszeit wurden, um trockenen Fußes arbeiten zu können, zusätzlich Dieselpumpen eingesetzt. Schmale Straßen, hier konnten die Fahrzeuge teilweise nur rückwärts fahren. erschwerten die Arbeitzusätzlich. Hinzu kam noch, dass die vorhandenen Leitungen bis zur Fertigstellung der neuen in Betrieb bleiben mussten, um die Ver- und Entsorgung sicherzustellen. Hierdurch entstanden zusätzlich noch räumliche Schwierigkeiten. In der Dorfmitte mussten die Leitungen unter der Wedde hindurch verlegt werden. Hier war der Wasseranfall natürlich besonders stark. Um zum Beispiel den Anschluss vom Dorfplatz zur Gaststätte Zimmermann zu verlegen, wurden drei starke Pumpen eingesetzt. Nach mehreren Stunden vergeblichen Pumpens musste der Graben, der nicht trockengelegt werden konnte, wieder zugeschüttet werden. Im Herbst ’78 – der Grundwasserstand war durch eine Trockenperiode etwas gesunken – wurde dann der Anschluss an die Gaststätte Zimmermann hergestellt.
In Würdigung dieser Schwierigkeiten muss der Baufirma Lob gezollt werden. Die Baumaßnahmen wurden jeweils in Absprache mit dem Bauleiter, der Baufirma und den Anliegern durchgeführt. So konnten die Anlieger jederzeit ihre Grundstücke erreichen. Die Hofeinfahrten landwirtschaftlicher Gehöfte waren, soweit keine zweite Einfahrt vorhanden war, am Abend wieder hergestellt. Der Viehaustrieb sowie der Ernteeinsatz waren somit jederzeit gewährleistet. Dass es natürlich hin und wieder einmal zu einer Beeinträchtigung der Anlieger kam (Geräusche, Dreck und Schlamm usw.) war bei Baumaßnahmen dieser Größenordnung unvermeidlich. Im Zuge der Kanalisationsarbeiten wurden die Wasserleitungen, soweit sie ein gewisses Alter erreicht hatten bzw. brüchig waren, ausgewechselt.
Als die Bauarbeiten im Straßenbereich abgeschlossen waren, wurden die Hausanschlüsse verlegt. Diese Kosten sind in den gesamten Baukosten von über 21 Millionen nicht enthalten, da sie vom Hausbesitzer selbst zu zahlen waren. Jeder Hauseigentümer musste Kanalbaubeitrag für Schmutz- und Regenwasser und die Kosten für den Kontrollschacht, der etwa 1 m auf das Grundstück verlegt wurde, bezahlen. Vom Kontrollschacht bis ins Haus bzw. bis an die Dachrinnen entstanden weitere Kosten. Hinzu kamen Investitionen innerhalb des Hauses, wie z. B. der Bau einer Spültoilette oder eines Badezimmers.
Die Kosten für den einzelnen Hausbesitzer beliefen sich, je nach Lage und Größe des Grundstückes und der auszuführenden Arbeiten, zwischen 4.000,- und 15.000,- DM. Mit dem Ausbau des Dorfmittelpunktes – hier lagerte der größte Teil des benötigten Materials – wurden die letzten sichtbaren Spuren der über 3-jährigen Bauarbeiten beseitigt. Von der Vollkanalisation erhoffte man auch, dass die Wedde weniger belastet würde. Bei deren Verschmutzungsgrad war ein weiteres Einleiten der Abwässer nicht mehr vertretbar, so dass die Vollkanalisation der einzige Ausweg zu sein schien. Ob die Wedde aber wirklich sauberer geworden ist, ist zu bezweifeln, denn die Hauptverursacher für die Wasserverschmutzung waren die Privathaushalte in Immenrode und Weddingen noch niemals. Dieses Problem harrt bis heute auf eine Lösung.